…die Herzen zahlreicher Fans
Der erfahrene Schiedsrichter Johann Harms aus Firrel hat es am Samstag kurz vor dem Anpfiff der Begegnung des SuS Strackholt II gegen die dritte Herren vom VfB Germania Wiesmoor in der untersten Spielklasse Ostfrieslands schon richtig ausgedrückt, indem er sagte, das er so eine Partie in seiner jahrzehntelanger Schiedsrichterkarriere noch nicht angepfiffen hätte.
Auf der Seite der Gastgeber standen 11 Spieler in der Startelf, und bei den Gästen aus der Blumenstadt waren es 7 Akteure, die auch gerade einmal nach der NfV-Spielordnung erforderlich sind, um ein Fußballspiel überhaupt anpfeifen zu können.
Aber was war denn überhaupt geschehen, das es zu dieser absurden Situation kam?
Schon 10 Tage vor der angesetzten Partie hat der Trainer unserer 3. Herren, Focko Schoon, Kontakt mit dem Trainer vom SuS Strackholt II aufgenommen, und ihm zu verstehen gegeben, das an dem angesetzten Spieltag nur 7 Spieler zur Verfügung stehen, und deshalb um eine Verlegung der Begegnung gebeten. Diese Bitte wurde mit der Begründung abgelehnt, das man unbedingt spielen wolle, und es für eine Verlegung auch keine freien Termine mehr geben würde. Obwohl ein evtl. Ausweichtermin noch gar nicht Thema des Austausches war, wurde die Entscheidung trotzdem erst einmal so vom VfB akzeptiert. Jedoch wollte unser Trainer, der auch gleichzeitig die Position des 1. Vorsitzender bekleidet, in dieser Angelegenheit nichts unversucht lassen, und hat 2 Tage vor dem Derby noch einen weiteren Versuch unternommen, um in einem persönlichem Telefonat mit dem aktuellen 1. Vorsitzenden vom SuS Strackholt eine Klärung auf allerhöchster Vorstands- und Vereinsebene herbeizuführen. Jedoch ergab sich durch diese Kontaktaufnahme auch keine erhoffte Veränderung der Sachlage. Der SuS Strackholt sah sich weiterhin nicht in der Lage unserem Wunsch zu entsprechen, dieses Spiel nach wiederholter eigener Aussage aufgrund fehlender freien Termine zu verlegen. Somit blieb unseren verbliebenen 7 Spielern nicht anderes übrig, als am Samstag Nachmittag nach Strackholt zu Reisen, um sich dem sportlichem Wettkampf zu stellen. Ein „Nichtantritt“ kam nicht in Frage, da diese Entscheidung drei negative Auswirkungen zur Folge gehabt hätte. Einmal kostet dieses Vorgehen 100,- € Geldstrafe, zusätzlich gibt es in der Fairnesswertung 10 unnötige Negativpunkte dazu, und drittens hätten wir in der Rückserie auch noch unser Heimspielrecht verloren. Zudem kamen wir mit unserem Antritt ja auch noch der Bitte der Heimelf nach, die uns mit aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben hatten, das sie an diesem Nachmittag unbedingt spielen wollten.
Und somit wurde dieses Spiel der Strackholter U-23 (!) mit 11 gegen die 3. Herren vom VfB (Durchschnittsalter der Spieler 46 Jahre) mit 7 vor ca. 30 Zuschauern bei strahlenden Wetter auf dem gut bespielbarem Hauptplatz in Strackholt auch angepfiffen. Unsere taktische Aufstellung sah folgendermaßen aus: 4 Mann hinten mit einer Doppelsechs davor, und da uns auch kein Torwart zur Verfügung stand, stellte sich unser sonstiger Abwehrspieler Christoph Schäfer ins Tor, der nun mit seinen 40 Jahren noch einmal eine ganz neue Sichtweise des Fußballsports kennenlerne durfte. Und er konnte sich auch gleich in der 3. Minute auszeichnen, als er eine Doppelchance der Heimelf bravurös zunichte machte. Die nächsten Torschüsse landeten zudem – trotz relativ hohem Ballfangzaun – noch in den angrenzenden Vorgärten, bevor in der 9. Minute das längst überfällige 1:0 durch einen schönen Flachschuss durch Stefan Marken erzielt wurde. In der 10. Minute schafften wir es tatsächlich auch einmal über die Mittellinie zu kommen, bevor Strackholt das 2:0 durch Marcel Keller in der 16. Minute im Nachschuss markierte. Danach dauerte es nur vier Minuten, bis wieder ein Tor erzielte wurde. Ebenfalls Andre Fiedler zeichnete sich in der 20. Minute für das 3:0 verantwortlich. Bis zum 4:0, erzielt durch den erfahrenen Marco Zimmermann mit einem schönen unhaltbarem Kopfballtreffer, vergingen aber wiederum 11 geschlagene Minuten, in der sich unsere 3. Herren sehr Aufopferungsvoll und mit viel Leidenschaft und Konzentration der absurden Situation an diesem Samstagnachmittag entgegen stemmte. In dieser Phase zeigte sich auch die enorme Kopfballstärke von Mannschaftskapitän Robert Huisman, der ein ums andere Male die Lufthoheit in unserem Strafraum behielt. Jedoch fingen wir uns direkt im Anschluss in der 33. (Marco Zimmermann) und 35. Minute (Stefan Marken) jeweils aus dem Gewühl heraus noch zwei Gegentreffer, die das Ergebnis dann auch schon deutlicher erschienen ließen.
Leider ging es im folgendem für den VfB Spieler Focko Schoon nicht mehr weiter. Der Körper des 65jährigen, dem u.a. vor 1,5 Jahren ein neues Kniegelenk einsetzt wurde, war den Anforderungen der schnellen Spielweise der jungen Gegenspieler nicht gewachsen und konnte nicht mehr weiterspielen. Somit war die erforderliche Spielerzahl von sieben unterschritten, und der Schiedsrichter brach die Begegnung beim Stand von 6:0 für die Heimelf in der 39. Minute folgerichtig ab. Nach dem Schlusspfiff beim abschließenden Sportgruß an der Mittellinie war die Anzahl der Spieler beider Teams dann aber wieder ausgeglichen, da sich leider nur sieben Strackholter Spieler bei der obligatorischen sportlichen Verabschiedung durch den Schiedsrichter mit einem „Gut Sport“ einfanden. Die anderen Spieler zogen es vor, zu ihrem Trainer an die Seitenlinie zu gehen, was wir nicht nur uns, sondern auch dem Schiedsrichter gegenüber sehr schade fanden.
Unsere Mannschaft hat alles versuch, dieses Spiel nicht ausfallen zu lassen, wurde in Strackholt gut aufgenommen, und ansonsten jederzeit fair behandelt. Grundsätzlich hatte es sich auch um ein sehr faires Spiel gehandelt, bei der kaum Foulspiele vom Gut leitenden Schiedsrichter Johann Harms gepfiffen werden mussten. Zudem kam es zu keinerlei verbalen Auseinandersetzungen zwischen denn Spielern, und trotzdem gab es unverständlicherweise noch zwei unschöne Begebenheit im Nachgang des Spiels, als zum einen in der Nacht von Samstag auf Sonntag dem 1. Vorsitzenden des VfB Germania Wiesmoor über Facebook Messenger eine schlimme Beleidigung von einem Strackholter Spieler in Richtung des Gesamtverein VfB Germania Wiesmoor übermittelt wurde, die ich hier aus Jugendschutzgründen nicht wiedergeben möchte, und am späten Sonntagabend ein Anrufer aus dem Strackholt Vereinsvorstand mit einem kurzem aber sehr deutlichem Statement unter Androhung von weiteren anwaltlichen Schritten das sofortige Entfernen dieses Spielberichtes von unserer Homepage forderte. Das letztere ist dann auch wieder eine Bestätigung dessen, das unsere Spielberichte nicht nur von unseren eigenen Fans gelesen werden, sondern auch – und anscheinend mit sehr viel Interesse – von unseren sportlichen Kontrahenten.
Der VfB bleibt jedoch trotz dieser beiden unschönen Begebenheiten, und auch trotz der hohen Niederlage sehr entspannt und sieht in dieser Partie zwei Sieger. Sportlich mussten wir die drückende Überlegenheit der 11 Strackholter an diesem Spieltag mit gefühlten 90 % Ballbesitz neidlos anerkennen und gratulieren der zweiten Herren des SuS Strackholt recht herzlich zu diesem – auch in dieser Höhe – verdienten Sieg. Und im übrigen beendete dieser Erfolg der Heimelf auch eine weit mehr als 12,5 Jahre währenden sieglosen Zeit einer 2. Herren des SuS Strackholt gegen eine 3. Herren des VfB in einem Pflichtspiel.
Und der zweite große Gewinner in diesem Spiel ist unsere 3. Herren, die sich zumindest als moralischer Sieger fühlen darf…
Der VfB bedankt sich ausdrücklich bei den eingesetzten „Glorreichen 7“, die wahrhaft Größe gezeigt haben, und diese Begegnung trotz der widrigen Umstände durchgezogen haben.
Ausnahmsweise ist nachfolgend im Kader, der für den VfB im Einsatz war, das Alter der Spieler hinter dem Namen aufgeführt, die sich so toll gegen eine U-23 zur Wehr gesetzt hat:
Tobias Schmidt (28), Daniel Zedler (39), Christoph Schäfer (40)
Jens v. Harten (48), Robert Huisman (50), Christian Motzki (57)
Focko Schoon (65)
Anschauen kann man sich die Highlights oder auch die gesamte Begegnung auf der Internetseite: >Staige.TV und dann >Strackholt und >letzte Begegnungen
Für die 3. Herren: Focko Schoon